Montag, 24. Juli 2017

Tiramisu

Ich sitze in einem Cafe´irgendwo in der Stadt. Es ist Juli, Sommer in der Stadt. Die Temperatur bewegt sich zwischen angenehmen 15 und 17 Grad. Kaum zu glauben, aber es ist sehr angenehm. Ich habe mein Schirm dabei, es hat wieder geregnet.
Es ist laut draußen.
 Autos, Fahrräder, Laster eilen in unbekannten Richtungen.
Es läuft ein italienischer Radiosender, obwohl ich mich in der Nähe von SWR befinde. Ausnahmsweise esse ich kein Eis, sondern trinke nur Cappuccino. Ich bin halbe Stunde früh da. Ich habe mir Zeit gelassen, um mich mit der unbekannten Atmosphäre zu befreunden und in Ruhe mein verdientes Getränk zu genießen.
Von oben schaut zu mir ein großes Bild "Venedig in blauer Stunde". Am Tisch vor meiner Nase außer Tasse, gesellt sich eine grüne Kerze in einem Glas mit lilafarbenen kleinen künstlichen Steinen und versucht mir ein Hauch von Mittelmeer zu vermitteln. Ich schaue, wie die Bedienung ihrer Bestellungen mit Eis vorbereitet und bin davon überzeugt, dass alle Bewohner der Stadt Karlsruhe große Eisliebhaber sind. Nicht nur im Sommer.
Ich warte.
Es kommt ein Mann.
Es ist kein Freund, kein Verwandter und kein Bekannter. Der Mann kenne ich noch nicht.
Ich bin leicht aufgeregt.
Wie vor der Prüfung habe ich mich vorbereitet und meine Fragen notiert. Es sind sieben Punkten, worüber ich sprechen möchte.
Der Mann ist pünktlich, das ist schon mal gut, denke ich und schaue mir die Statur des Mannes. Schlank, groß, mit einem Hemd angezogen.
Er kommt rein, begrüßt und fragt höflich, womit er mir helfen kann. Ich bin immer noch aufgeregt. Wie vor einer Prüfung, obwohl ich keine habe.
Ich stelle mich kurz vor, erzähle, dass ich in Bulgarien als Radio- und Zeitungsjournalistin gearbeitet habe, dass ich fünf Jahre erste Vorsitzende in einem Literaturklub in Bulgarien gewesen bin, dass ich auf zwei Sprachen schreibe und einige noch dazu spreche und dass ich einige Projekte im Kopf habe.
Der erste Punkt in meiner Liste ist Marketing. Natürlich für Autoren. Das Gespräch hat sich um die Karlsruher Autoren und Netzwerk umgedreht und ich hörte nur zu. Der Mann redete, ich schaute, bestätigte mit dem Kopf und stellte mir innerlichen Fragen, die er nicht hören konnte. Ich folgte seine Gedanken und bestätigte seine Erfahrung. Alle Punkte aus meiner Liste haben wir besprochen.
 Ich hatte keine Erwartungen. Als Journalistin habe ich meine Vorbereitung sehr gut gemacht und war nur ein Wort nötig, um zu verstehen, worum es ging.  Es ging um Literatur, Agenten, Artikel, Strömungen, Projekte und Mentalität, "Ich" Bezogenheit der deutschen Autoren und Individualität der Persönlichkeiten. Es ging um Betaleser und Lesungen.
Die halbe Stunde war schnell um, meine Zeit war begrenzt, weil sowohl der Mann als auch ich hatten, den Tag für uns und er war noch nicht zu Ende.
So verabschiedeten wir uns, er ging weiter an seinem Roman zu schreiben, ich ging in meine Richtung, um das Ganze zu verarbeiten. Es war sehr intensiv und hilfreich für mich mehr über die Welt der Literaten zu erfahren von diesem Literaturguru.
Wer der Mann ist?
Ich verrate es.
Es ist Stephan Waldscheidt. Auf meinem Tisch liegt sein Buch "Plot und Struktur".
Es ist kein echter Tiramisu, aber es ist süß für mich, macht mich glücklich und bringt mich weiter.:)

Foto: Todorova

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